Es ist nicht Nichts, was bleiben wird,
sondern 24 Stunden durcharbeitete und, wenn man so will: durchwachte
“Zeit”. Es bleibt nicht Nichts, oder besser könnte
man sagen es bleibt nicht “Zeit”, sondern: “Dauer”.
Und „Dauer“ scheint mir nicht dasselbe wie „Zeit“
zu sein. Könnte man „Zeit“ als sich horizontal bewegend
beschreiben, so scheint mir „Dauer“ nach allen Richtungen
wegzugehen, also eine Struktur, die sich in der horizontalen, als auch
der vertikalen und in den Raum hinein ausbreitet.
Das Löschen ist mir ein poetisches, kontemplatives gleichermaßen
wie ein politisches Verfahren.
Poetisch insofern, als es Dinge wegnimmt oder verbirgt und die Textur
in einen puren Vorstellungsraum verlängert, der sich weniger durch
ein ”zuvor Anwesendes”, vielmehr aber durch ein “Abwesendes”
strukturiert.
Kontemplativ als repetitive, dauernde, durchwachte Zeit, als hervorholen
und ablegen –dann als Erinnertes- und in dieser Zeiterfahrung
dem Begriff der Trauerarbeit ähnlich.
Politisch, insofern die Entwicklung der Löschverfahren sich durchaus
etwa von Adornos Begriff der “instrumentellen Vernunft”
oder von Martin Bubers Kategorie des “Ich-Es” inspirieren
ließ. D.h. Löschen als ein kleiner, partikularer Versuch
Bewegungsformen von Akkumulation, Systematisierung, Verwertung, Macht
–und Wissensbildung durch Daten in den Hintergrund treten zu lassen,
zugunsten einer Strategie des Löschens/Wegnehmens/Entziehens/Verbergens.
(Notiz, Christoph Korn)